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Mit Kreativität gegen die Null-Covid-Politik Pekings

Wie Demonstranten ihren Protest ausdrücken

Mit Ironie, Wortspielen und technischem Geschick haben chinesische Demonstranten kreative Wege gefunden, um ihrem Protest gegen die strikte Null-Covid-Politik Pekings trotz Zensur Aufmerksamkeit zu verschaffen:

LEERE BLÄTTER

In mehreren Städten hielten Demonstranten am Sonntag weiße DIN-A4-Blätter in die Höhe, um so gegen die mangelnde Meinungsfreiheit in China zu protestieren. Andere griffen diese Idee auf und zeigten in ihren Profilen in der Messenger-App WeChat weiße Quadrate. Studierende der renommierten Tsinghua-Universität fotografierten sich mit den Gleichungen des Physikers Alexander Friedmann, weil dessen Nachname an die Begriffe „freier Mensch“ oder „Freiheit“ denken lässt.

Nachdem bestimmte Schlüsselwörter und Orte in den Internet-Suchmaschinen gesperrt worden waren, häuften sich absurde Posts bei WeChat und im sozialen Netzwerk Weibo wie „richtig richtig richtig richtig richtig“ oder „gut gut gut„, die durch den positiven Inhalt der Zensur entgehen sollten.

Am Montagmorgen waren viele dieser Einträge gelöscht, verbreiteten sich an anderer Stelle jedoch weiter. Internetnutzer versuchten auch mit subtilen Wortspielen ihren Unmut auszudrücken: „Bananenschale“ beispielsweise beginnt im Chinesischen mit den gleichen Zeichen wie der Name von Staatschef Xi Jinping, „Krabbenmoos“ klingt ähnlich wie Rücktritt.

IRONIE

Manche Demonstranten trauten sich, den Präsidenten direkt zum Rücktritt aufzufordern oder riefen Slogans wie „Nein zu Covid-Tests, Ja zur Freiheit!„. Andere griffen zur Ironie, um sich nicht angreifbar zu machen. So skandierte am Sonntagabend in Peking eine Menschenmenge am Fluss Liangma „Ich will mich auf Covid testen lassen, ich will meinen QR-Code scannen„. Ähnliche Sätze waren auch auf Weibo zu finden. Im Internet verbreiteten sich auch Zitate von Xi, die – aus dem Zusammenhang gerissen – so wirkten, als würde der Staatschef die Proteste unterstützen: „Jetzt organisiert sich das chinesische Volk und lässt nicht mit sich spaßen„, lautete einer dieser Sätze in einem Videoclip.

MUSIK UND FUSSBALL

Bei vielen Kundgebungen sangen die Demonstranten die Nationalhymne und die Internationale, um Vorwürfen zuvorzukommen, unpatriotisch oder vom Ausland manipuliert zu sein. In einem Video singen Studenten in einem Wohnheim das Lied „Grenzenlose Ozeane, weite Himmel“ – einst Hymne der pro-demokratischen Proteste in Hongkong. Der Clip ging viral, wurde jedoch schnell zensiert.

Internetnutzer teilten auch Memes von der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, in denen sie Bilder von Spielern ohne Mund-Nasen-Schutz verwendeten, um sich über die chinesische Pandemiepolitik lustig zu machen. In einem inzwischen zensierten Video sind jubelnde Fußballfans zu sehen, unterlegt mit den Befehlen „Setzt eure Masken auf!“ oder „Lasst euch testen!„.

FIREWALL DURCHBRECHEN

Internationale Social-Media-Plattformen wie Twitter und Instagram werden von der chinesischen Zensur, der „großen elektronischen Mauer„, blockiert. Technisch versierte Chinesen können jedoch mit spezieller Software über sogenannte Virtual Private Networks (VPN) die Firewall umgehen und so Informationen über die Proteste posten. Manche Demonstrationen wurden live über die Landesgrenzen übertragen. Chinesische Studierende im Ausland organisierten zudem Proteste auf der ganzen Welt.

Quelle:
2022 AFP

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