Kolumne: Cosplayer – Die Prügelknaben der Medien. Doch warum?

Immer wieder häufen sich die Beschwerden von Anime/Manga-Fans und Cosplayern auf Grund negativer Artikel in Film und Zeitung über ihre Hobbys und Vorlieben. Doch woran liegt es, dass viele Reporter und Redakteure Artikel oder Magazine produzieren in denen die Anime-Szene in ein schlechtes Licht gerückt wird?

Ein wichtiger Grund ist, dass sich die Anime- und Mangafanszene hauptsächlich aus Jugendlichen, Teenagern und jungen Erwachsenen zusammensetzt. Diese bieten, ebenso wie Menschen mit einem niedrigen Bildungsstand, bekannter Weise besonders leichte Opfer für suggestive Fragestellungen und neigen dazu ehrliche Antworten zu geben, welche für den ungeübten Leser oder Zuschauer leicht missverständlich klingen können. Dies ist oft zu beobachten, wenn Anime- und Mangafans von laufender Kamera über die Handlung von bestimmten Serien ausgefragt werden. Da Mangas und Animes eine, in der Regel, sehr abstrakte und vielschichtige Handlung besitzen können, aus dem Zusammenhang gerissene, Passagen und Zitate für Personen die so etwas nicht gewohnt sind wie das Gerede eines Irren oder Geisteskranken klingen. Des Weiteren besitzen grade Anime- und Mangafans eine besonders ausgeprägte Begeisterung für ihre Hobbys und steigern sich schnell in bestimmte Themen und Details. So werden inzwischen zwar immer weniger aber immer noch zu viele jugendliche Opfer von absichtlich schlecht geführten Interviews.

Doch seitdem vor allem die Privaten Fernsehsender einen schlechten Ruf in der Szene genießen und sich so immer weniger potentielle Interviewopfer finden lassen werden Anime, Manga und Cosplay immer wieder in gescripteten Reality-TV Formaten thematisiert. Ob nun als Lucy in der Serie: „Hilf mir! Jung, pleite, verzweifelt…“ das “Manga-Mädchen“ welches die innige Hingabe für ihren Herzenswunsch, eine echte Manga Figur zu sein, dazu treibt all ihr Geld zum Fenster hinaus zu werfen und letzten Endes in die Kasse ihres Arbeitgebers zu greifen, oder als Sonderling Ingo aus „Schwiegertochter gesucht“, welcher versucht seiner Freundin mit fragwürdigen Fanfictions zu imponieren und sich anschließend mit ihr im vermeintlichen One-Piece Outfit in das bunte Treiben der Dokomi wirft. Ganz nach dem Motto: „Wenn schon gestellt, dann aber richtig übertrieben!“. Aber leider ist das genau das, was die vermeintlichen Zielgruppen solcher Sendereihen erwarten. Die schrägsten Freaks im Fernsehen angucken, nur um sich selber sagen zu können, dass man dagegen ja doch ganz normal ist.

Ein Grund um sich darüber aufzuregen ist das jedoch nicht, dann zum einen erlaubt es die künstlerische Freiheit, dass die Produzenten das drehen was sie für richtig halten, solange sie dafür nicht arglose und nichtsahnende Messe- oder Convention-besucher in einem unfairen Interview zu einer öffentlichen Lachnummerr machen. Was die übertriebenen Reality-TV Episoden angeht, so ist am Ende doch eh der der Dumme, der von sowas überzeugt ist es sei echt.

Ganz anders verhält es sich jedoch mit den Printmedien. Für diese gilt allgemein nicht dasselbe was man über Fernsehproduktionen sagen kann. Hier kann sich ein Leser seinen Eindruck nur mittels des vom Autoren verfassten Textes bilden. Durch einseitige Auslassungen oder Übertreibungen kann das Bild im Kopf des Lesers vom Autoren leicht in eine bestimmte Richtung lenken, ohne dass der Leser eine zweite Möglichkeit besitzt sich einen Eindruck vom Beschriebenen zu machen. Besonders viel Einfluss nimmt ein Autor vor allem bei bewertenden Berichten zu Veranstaltungen. So kommt es, dass Autoren welche auf öffentlichen Veranstaltungen wie Messen zum ersten Mal mit der Anime- und Mangaszene in Kontakt kommen das Geschehen nicht richtig einordnen oder zu bewerten wissen.

Zu viel nackte Haut, schrille Farben, ungewohnte oder ausgefallene Kostüme und gute Laune werden in die nächste Schublade gesteckt die einem da in den Kopf kommt. Vielen Cosplayern ist dieser Effekt auch unter der Frage: „Ist schon wieder Karneval/Halloween?“ bekannt. Können diese beiden Events aber durch einen Blick in den Kalender ausgeschlossen werden, so bleibt leider viel zu oft die Antwort es müsse sich um eine merkwürdige Art eines neuen Fetisches handeln übrig. Dass Cosplay für viele als Hobby immer noch näher an Halloween oder gar Karneval liegt, als an einem Fetisch sei einmal dahingestellt, nur ist der erste Eindruck prägend und findet sich leider in der Stimmung des späteren Berichtes wieder.

Zu denken geben sollte jedoch, dass die Mehrheit der Berichte, welche sich negativ oder abwertend über Cosplayer und ihre Kostüme ausdrücken, im Rahmen von Veranstaltungen wie Buch- oder Spielemessen geschrieben werden, die für ein weites Fach- sowie Zivilpublikum geöffnet sind. Da es sich dabei nicht um reine Conventions handelt, können auch zum Beispiel Kinder vor Ort sein. Auf Cosplays mit einem übermäßigen oder unnötigen Maß an Nacktheit oder Gewaltverherrlichung sollte gegebenen Falles verzichtet werden. Am besten mag es sein, man betrachtet Messen und Ähnliches wie Cosplay auf der Straße oder in der Innenstadt und überlegt vorher, ob das Outfit nicht doch eher für eine reine Convention geeignet ist. Hier mag vielleicht ein wenig Rücksicht von beiden Seiten gefragt sein.

Autor: Vincent Freudenreich

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