Wie die Regierung der südkoreanischen Hauptstadt Seoul am Dienstag mitteilte, enthielten die von dem in China gegründeten Online-Shopping-Riesen Shein verkauften Kinderprodukte giftige Substanzen in Mengen, die Hunderte Male über den zulässigen Werten lagen.
Shein, das seinen Hauptsitz in Singapur hat, hat in den letzten Jahren weltweit einen enormen Aufschwung erlebt und bietet eine große Auswahl an trendiger Kleidung und Accessoires zu erstaunlich niedrigen Preisen.
Dieses explosionsartige Wachstum hat auch zu einer verstärkten Prüfung der Geschäftspraktiken und Sicherheitsstandards geführt, u. a. in der Europäischen Union und in Südkorea, wo die Behörden in Seoul wöchentliche Inspektionen der von Plattformen wie Shein, Temu und AliExpress verkauften Artikel durchgeführt haben.
In der jüngsten Runde wurden acht von Shein verkaufte Produkte ausgewählt, darunter Kinderschuhe, Ledertaschen und ein Gürtel, und bei mehreren wurden hohe Mengen an Phthalaten festgestellt – Chemikalien, die zum Weichmachen von Kunststoffen verwendet werden. Ein Paar Schuhe enthielt das 428-fache der zulässigen Menge an Phthalaten – der höchste Wert, der bisher bei den Kontrollen in Seoul festgestellt wurde – und drei Taschen enthielten sogar das 153-fache des Grenzwerts, so die Stadtverwaltung.
Phthalate werden häufig als Weichmacher für Kunststoffe verwendet und sind in Tausenden von Produkten wie Behältern, Schönheitsprodukten und Spielzeug zu finden. Es ist jedoch seit Jahrzehnten bekannt, dass sie Hormonstörungen verursachen und mit Fettleibigkeit, Herzerkrankungen, einigen Krebsarten und Fruchtbarkeitsstörungen in Verbindung gebracht werden.
Der Beamte der Stadt Seoul, Park Sang-jin, sagte gegenüber AFP, man habe die Entfernung dieser Produkte aus dem Verkauf gefordert, und sagte, seit die Stadt im April mit den Inspektionen begonnen habe, seien die meisten Plattformen diesen Forderungen nachgekommen.
Ein Sprecher von Shein erklärte gegenüber AFP, das Unternehmen „nehme die Produktsicherheit sehr ernst„. Das Unternehmen verlangt von seinen Lieferanten die Einhaltung seiner Kontrollen und Standards und arbeitet mit internationalen Prüfstellen zusammen, um die Einhaltung der Produktsicherheitsstandards zu gewährleisten, so der Sprecher.
„Sobald wir von einer Beanstandung unserer Produkte erfahren, entfernen wir das/die Produkt(e) vorsichtshalber sofort von unserer Website, während wir unsere Untersuchungen durchführen“, sagte das Unternehmen und fügte hinzu, dass es angemessene Folgemaßnahmen ergreift, „wenn ein Verstoß festgestellt wird“.
Bislang haben die Behörden in Seoul nach eigenen Angaben 93 Produkte untersucht und festgestellt, dass fast die Hälfte davon giftige Stoffe enthielt. Zu diesen Produkten gehören Kinderuhren und Buntstifte.
Letzten Monat nahm die Europäische Union Shein in ihre Liste der digitalen Unternehmen auf, die groß genug sind, um strengeren Sicherheitsvorschriften zu unterliegen – einschließlich Maßnahmen zum Schutz der Kunden vor unsicheren Produkten, insbesondere solchen, die für Minderjährige schädlich sein könnten. Shein und Temu sind dem chinesischen E-Commerce-Titan Alibaba bei der Herausforderung von Amazon gefolgt, insbesondere durch den Vorstoß auf den US-Markt.
