Kommentar zu Hogwards Legacy Arachnophobie

Hogwarts Legacy und die Phobien

Kommentar eines Betroffenen

Sicherlich kennst du die Diskussion, die kurz vor Release von Hogwarts Legacy fahrt aufnahm. Einige Spieler mahnten an, dass dem Spiel ein Modus für Phobiker fehle. Gleich darauf mehrten sich die Gegenstimmen, die altklug meinten „na dann spielt es halt nicht!“ Aber bevor ich näher darauf eingehen, gibt es vorher eine Frage zu klären.

Was ist eine Phobie?

In der Psychologie wird die Phobie den Angststörungen zugeordnet. Der Betroffene zeigt bei einem bestimmten Reiz eine, für außenstehende, übertriebene Reaktion. Diese kann im Extremfall sogar in einer Panikattacke oder Ohnmacht münden.

Um bei Hogwarts zu bleiben und es an einem konkreten Beispiel zu erklären. Jemand, der unter Arachnophobie leidet, hat Angst vor Spinnen. Sobald der Betroffene folglich ein solches Tier sieht, kann er zusammenzucken, fluchtartig den Raum verlassen oder im schlimmsten Fall eine Panikattacke bekommen. Je nachdem wie ausgeprägt die Phobie ist, reicht sogar schon das Bild des Tieres aus, um die Reaktion auszulösen. Menschen mit dieser Phobie nehmen ein solches Bild früher, länger und damit dominanter war als nicht Betroffene.

Auswirkungen im Alltag

Die Betroffenen müssen dann meistens folgende Aussagen über sich ergehen lassen: „Stell dich nicht so an.“ oder „Reiß dich Mal zusammen!“. Es ist nicht hilfreich, da es nicht möglich ist, die Reaktion bewusst zu steuern. Diejenigen die solche Aussagen tätigen, wissen nicht, wie es ist unter einer Phobie zu leiden.

In Deutschland leiden rund fünf bis sechs Prozent der Menschen an einer Arachnophobie. Viele Betroffene, wozu auch ich gehöre, haben dadurch kaum Einschränkungen im Alltag. Ich lebe in einer Großstadt und komme daher selten mit dem Auslöser meiner Phobie in Berührung. Mit den meisten, in Deutschland lebenden Tieren, komme ich sogar recht gut klar – auch wenn sie in meiner Wohnung keine Überlebenschance haben. In einem Zoo lasse ich dann gerne Freunde abchecken, ob die Terrarien ungefährlich sind. Wobei hier meistens das Problem vorherrscht, dass Nicht-Phobiker keinen Blick für diese Tiere haben. Sie kleben an der Scheibe und suchen das Tier, während ich mir denke, gleich beißt es dich in die Nase, wäre keine Scheibe vorhanden.

Grafik der Spiele

Und dann kommen so geniale Spiele wie The Elder Scrolls V: Skyrim, wo ich das erste Mal mit dieser Art Gegner konfrontiert war. Das Hauptproblem, die realistische Grafik des Spiels. Glücklicherweise hat eine liebe Freundin einen Mod gefunden, womit ich wieder mehr Freude am Spielen hatte.

Dann kam Lego Harry Potter… Und jeder weiß, was im zweiten Jahr in Hogwarts los war. Ich habe mich Ron Weasley noch nie so verbunden gefühlt, als er sagte, er würde lieber den Schmetterlingen folgen. Hier waren die Gegner, Lego sei Dank, relativ abstrakt, weswegen ich am Ende keine größeren Probleme hatte.

Hogwarts Legacy

Ich hatte kurz an meiner Entscheidung gezweifelt, als mein Freund mir von der Diskussion erzählte. Aber gut, was habe ich auch erwartet. Im berühmten Buch „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ steht bei der Acromantula auch folgender Satz: „Gerüchte, wonach sich eine Kolonie von Acromantulas in Schottland niedergelassen habe, wurden bislang nicht bestätigt.

Das Buch hat Newt Scamander ungefähr Anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass bereits lange vor seiner Schulzeit diese Gerüchte existierten. Also war mein Entschluss, ich werde den Verboten Wald meiden. Nur irgendwie hatte die Hauptquest etwas gegen dieses Vorhaben. Die Quest „Jackdaws Grab“ führt nicht nur in den verbotenen Wald, sondern direkt in ein Spinnennest.

Da ich nicht völlig unvorbereitet hineinstolpern wollte, habe ich nach einer Lösung für die Quest gesucht. Mein Gedanke, nachdem ich es gelesen hatte: „Okay, das schaffst du. Sind nur ein paar kleine Gegner.

Weit gefehlt… Beim Spinnennetz musste ich durchatmen, bevor ich es entfernte. Es lief auch recht gut, solange die Gegner auf Abstand blieben. Natürlich bin ich erst weiter, als die „Leichen“ verschwunden waren. Das Nest habe ich geflissentlich ignoriert. Ignorier den Loot, ich will nur hier durch, war mein Motto.

Und dann kam die Stelle, für die ich die Entwickler aus tiefsten Herzen hasse. Welcher Idiot kam bitte auf die Idee, dass der Spieler unter einem Felsen durchkriechen soll, wenn man oben schon die Spinnen sitzen sieht? Und glaub mir ich habe wirklich versucht, sie darunter zu holen. Ich konnte mir nämlich denken was passiert, wenn ich unter dem Felsen durchgehe. Natürlich krabbelten sie neben dem Spieler lang. Danach musste ich erstmal tief durchatmen.

Kurz darauf erreichte ich den Abgrund, denn mit einer Plattform und mit Hilfe von Accio überqueren konnte. Mein Charakter meinte noch so treffend: „Ein Glück ist Jackdaw nicht hier runter gestürzt.“. Es dauerte keine Minute, da stürzte ich mitsamt Spinne in den Abgrund. Das Spiel lud den letzten Speicherstand und ich war mit meinen Nerven am Ende. Habe manuell gespeichert, den Charakter gewechselt und eine ganze Packung Toffifee gegessen.

Glücklicherweise war mein Freund so nett, meinen Hauptcharakter aus der Höhle zu holen, damit ich im Spiel weiterkomme.

Quest „Jackdaws Grab“

Ich wüsste wirklich zu gern, was sich die Entwickler bei dieser Quest dachten. Wie können wir Phobiker überfordern? Oder wie können wir deren schlimmsten Albtraum wahr werden lassen? In vielerlei Hinsicht ist diese Quest eine Qual für Phobiker. Nicht nur, dass diese Gegner einfach aus dem Boden auftauchen – Revelio hilft in diesem Fall dann leider nicht – man muss diese nur mit einer Handvoll Zaubersprüchen bekämpfen. Ganz ehrlich wer will schon mit Accio so ein Vieh aus der Nähe sehen? Nein danke, dieses eine Mal aus Versehen hat mir gereicht. Oder als sie neben mir lang gekrabbelt sind. Da wusste ich noch nicht, was mich ein paar Meter weiter hinten noch erwartet. Auch fand ich es unmöglich, dass die einfach so an der Wand lang gekrabbelt sind. Toll sie greifen mich nicht an, es ermutig mich allerdings eher dazu fluchtartig die Höhle zu verlassen.

Warum setzt man eine solche Quest gleich zu Spielbeginn ein? Diese Frage wird wohl ungeklärt bleiben.

PC-Spieler haben einen Vorteil gegenüber Konsolen-Spielern. Sie können ihr Spiel modden und inzwischen gibt es, wie bei Skyrim, einen Mod, der das Aussehen der Tiere verändert. Wer z.B. auf der Playstation spielt hat diesen Luxus nicht, da helfen auch keine blöden Kommentare wie „na hättest dir ja nicht für die Playstation holen müssen“ oder „dann spiel es halt nicht!“.

Dabei gibt es bereits Entwickler, die mit gutem Beispiel vorangehen. Bei dem Spiel „Satisfactory“ kann der Spieler selbst entscheiden, ob er die Krabbeltiere sieht. Alternativ bieten die Entwickler das Aussehen und den Sound von Katzen an. Zwar verzerrt und nicht detailreich ausgearbeitet, aber es gibt eine andere Option.

Ein weiteres positives Beispiel ist „Grounded“. Hier wird dem Spieler sogar die Auswahl über dem Grad der Entfremdung gelassen. Insgesamt gibt es sechs Stufen, wobei in der letzten Stufe nur noch texturlose Kugeln zu sehen sind.

Ich gehöre zu den Spielern, die sich sehnlichst eine Nachbesserung in diesem Punkt von den Entwicklern wünschen. Wenn ich mir allerdings ansehe, wie die Quest um das Grab gestrickt ist und diese Gegner scheinbar essentiell sind, habe ich wenig Hoffnung. Mir persönlich wäre schon sehr geholfen, wenn die Spinnen weniger realistisch aussehen. Auch wenn ich die Grafik des Spiels sehr liebe, hier hätten sie weniger liebevoll arbeiten können.

Was mich ebenfalls stört ist, dass diese Tiere nicht nur auf den Verboten Wald begrenzt sind. Du triffst sie auch im freien Feld.

Mit dem Besen erkundet es sich angenehm. So kann man mit Revelio die Gegner sehen und dann entscheiden, ob in der Gegend landen möchte. Inzwischen habe ich Confringo und den mögen Spinnen im freien Feld überhaupt nicht. Das Schöne an diesem Zauber ist dabei die hohe Reichweite. Ich kann auf Abstand gehen und diesen Zauber wirken. Für mich ist es eine Erleichterung, da ich wesentlich besser zurechtkomme, wenn ich einen gewissen Abstand zu allem habe, dass mehr als vier Beine besitzt.

Ich kann allerdings jeden Phobiker verstehen, der mehr Probleme hat beim Spielen. Hoffentlich gibt es auch da jemanden im Bekanntenkreis, der beim Weiterkommen hilft.

Ansonsten kann man sich für zukünftige Spiele nur wünschen, dass die Entwickler auch Mal an mögliche Trigger für Phobien denken und diese auf ein Minimum reduzieren. Auf andere Befindlichkeiten wird inzwischen auch viel Rücksicht genommen. Hier wäre Gleichberechtigung wünschenswert.

Unstimmigkeiten in der Welt von Hogwarts

Das Aufkommen an Spinnen in Hogwarts Legacy ist echt übertrieben. Ich frage mich eh, wie es zu Newts Zeiten nur noch ein Gerücht sein konnte? Das Hochland ist voll mit den Viechern! Überall sieht man Warnungen, sogar teilweise vom Ministerium aufgehängte. Wobei ich mich hier Frage, weshalb das „Amt zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe“ nicht einschreitet. Offenbar kümmern Wilderer sie wenig, dann sollten sie doch Zeit haben, um sich einer solche Plage zu widmen.

Unstimmigkeiten in Hogwarts sind ja nicht neues, aber hier erreicht dies ein neues Level. Hogwarts Legacy spielt im späten 19. Jahrhundert. Laut Aussage von Profossor Hecat hat sie persönlich an der großen Wilderer Razzia von 1878 teilgenommen. Newt Scamander wurde 1897 geboren (lt. Angabe in Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind). Es ist durchaus möglich, dass das Spiel sogar im Geburtsjahr von Newt spielt. Hogwatsschüler werden mit 11 Jahren eingeschult, das wäre in Newts Fall 1908 gewesen. Wie ist es möglich, dass sich innerhalb von vielleicht zwei Jahrzehnten niemand mehr an diese Invasion von Acromantulas erinnert? Denn offenbar gab es zu Newts Schulzeit nur noch Gerüchte über eine Kolonie in Schottland.

Dazu fällt mir nur Zeitumkehrer ein…

Wenigstens scheint der Hogwarts Legacy-Charakter ebenso wenig erfreut über den Anblick von Spinnen zu sein. Ich kann den Satz „Bist du widerlich“ so gut nachvollziehen.

Hinweis der Redaktion

Kommentare geben stehts die Meinung der jeweiligen Autorin oder des jeweiligen Autors wieder und nicht die der Redaktion.

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