Unbekümmert, stürmisch und immer bereit, einem Snack zu erliegen, verliebt sich Mutter Nikuko oft in den Falschen, wird ausgenutzt und zieht oft um. Doch mit einer grenzenlosen Fröhlichkeit gibt sie einfach immer alles und vertritt so ihr Lebensmotto: „Gewöhnlich ist am besten„. Ihrer 11 Jahre alten Tochter Kikuko ist ihre laute und etwas naive Mutter natürlich oft peinlich, denn die beiden sind sich kein bisschen ähnlich. Im Gegensatz zu ihrer Mutter ist Kikuko eher still und wirkt schon sehr erwachsen. Ein bisschen frischen WInd in das gewöhnliche Leben des Mädchens bringt schließlich ihr ungewöhnlicher Mitschüler Ninomiya, mit dem sie sich zögerlich anfreundet. Allerdings befürchtet Kikuko, dass sie schon bald erneut alles hinter sich lassen muss, sobald Nikuko wieder einen neuen Mann kennenlernt. Als Kikuko dann plötzlich krank wird, kommt ein altes Geheimnis ans Licht, das ihr Band zu Nikuko auf die Probe stellt…

Eine emotionale Saga beginnt

Der neuste Streich des japanischen Animationshauses Studio 4°C entführt den Zuschauer in eine wunderschöne und emotionale Mutter-Tochter-Saga. Der Film entstand unter der künstlerischen Leitung von Sanma Akashiya. Ayumu Watanabe (Children of the Sea) führte die Regie, während Satomi Ooshima das Drehbuch nach der gleichnamigen Romanvorlage von Kanako Nishi verfasste und Kenichi Konishi (Children of the Sea) als Charakterdesigner und Chief Animation Director an der Produktion beteiligt war.

Die visuell dynamische Eröffnungsszene stellt uns Nikuko aus der Perspektive ihrer Tochter vor: eine charmante, sorglose und untersetzte Frau in ihren Mittdreißigern, die in einem örtlichen Grillhaus in einer kleinen Hafenstadt im Norden Japans arbeitet und mit ihrer Tochter Kikuko auf einem Hausboot zusammenlebt. Als Romantikerin vertraut Nikuko intriganten Männern, die sie gnadenlos ausnutzen, zu leicht und verliebt sich oft in die falsche Sorte. Nach jeder gescheiterten Beziehung zieht sie mit ihrer Tochter an einen anderen Ort. Es ist einer solchen herzzerreisenden Romanze geschuldet, nachdem der letzte Verehrer sie abrupt und ohne Erklärung verlassen hatte, dass sie und Kikuko sich in ihrer derzeitigen Lebenssituation befinden.

Nikuko und Kikuko – zwei unterschiedliche Charaktere

Nikuko ist kindlich und naiv, freut sich mit einem lauten „Lecker!“ über allerhand Essen oder einem „Yaaay!“ als sich Kikuko widerstrebend bereit erklärt, mit ihr einen Ausflug in das örtliche Aquarium zu machen. Sie liebt komplizierte Kanji-Wort- und Zahlenspiele, ihre Tochter, ihren Job und ihr gemeinsames Leben. Aber vor allem liebt sie Essen, welches sie sich in großen Mengen einverleibt und ihre Tochter manchmal entsetzt.

Die jungenhafte Kikuko dagegen ist eher still und liebt es zu lesen. Auch sie hebt sich von ihren anderen Klassenkameraden ab. Meinungen über ihre kurzen Haare und die Tatsache, dass ihre Periode im Gegensatz zu vielen anderen Mädchen noch nicht begonnen hat, plagen sie mit Unsicherheiten, insbesondere in Bezug auf ihren Mitschüler Ninomiya, ein schüchterner Junge, der zwanghaft groteske Grimassen schneidet, wenn niemand hinsieht. Abgesehen von dieser aufkeimenden Schwärmerei und einem kleinlichen Drama mit ihrer besten Freundin Maria, dass sich in ihrem Alter äußerst relevant anfühlt, zeigt sich Kikukos eigene Besonderheit in ihrer Fähigkeit, Tiere, wie aufmunternde Möwen, einen verärgerten Pinguin oder träge Eidechsen, sprechen zu hören. Es dauert eine Weile, zu realisieren, dass diese Tiere die Gedanken von Kikuko aussprechen, die sie selbst nicht laut sagt. Sie ist ein fantasievolles Kind, dass größtenteils in ihrem Kopf lebt.

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Sie ist in einem verwirrenden Alter, in dem Hormone und komplizierte Emotionen kollidieren, eine Zeit, in der Kinder dazu neigen ihre Eltern scharf zu kritisieren und nichts anderes als das zu sehen, was sie als ihre Fehler wahrnehmen.

Im Laufe des Films, langsam, mit jeder neuen Jahreszeit und jedem großen Schulereignis, beginnt ein Geheimnis aus Nikukos Vergangenheit ans Licht zu kommen, das ihre Bindung zueinander allerdings auf die Probe stellen könnte.

Es ist die Geschichte eines jungen Mädchens, dass lernt, sich selbst zu lieben, unter die Oberfläche ihrer Mutter zu schauen und ihre Beziehung zueinander in ein neues Licht zu rücken. Es ist aber auch die Geschichte von Nikuko, die trotz all der schwierigen Situationen, die ihr das Schicksal bereitet hat, ihre Reise niemals als Tragödie sehen wird, solange sie ihr größtes Glück an ihrer Seite hat: ihre widerwillig liebevolle Tochter.

Farbenfrohes und realistisches Setting

Der Animationsstil ist charmant und abwechslungsreich. Die ruhige Küstenstadt ist verdammt realistisch und detailreich gezeichnet, mit gewundenen Straßen, Rost auf metallenen Gegenständen und üppigen Wäldern. Dagegen sind die aufrührerischen Gesichtsausdrücke von Nikuko und Ninomiya eher karikaturhaft gehalten.

Die Kulissen erinnern dabei stark an Mein Nachbar Totoro – tiefgrüne Wälder mit einem Schreintor, sonnige Felder, durch die Kinder auf ihrem Weg zur und von der Schule laufen, die durchnässten Versionen dieser Felder an einem regnerischen Tag. E gibt sogar eine Szene, die Totoros berühmte „Bushaltestelle im Regen“ Sequenz widerspiegelt.

Synchronsprecher

Mich haben die deutschen Synchronstimmen voll überzeugt und ich fand sie sehr passend gewählt. Sowohl für den ruhigen Charakter von Kikuko als auch für den lauten und quirligen Charakter von Nikuko.

Besetzung Japanisch

Besetzung Deutsch

Liebevolle Aufmachung

Die Blu-ray Version des Filmes von peppermint anime macht in ihrem Pappschuber und dem idyllischen Coverbild von Nikuko und Kikuko auf ihrem gemeinsamen Hausboot direkt Lust den Film zu sehen. Neben dem Trailer kann man sich auch ein 73-minütiges Making-of anschauen, in dem das Team um Sanma Akashiya und Ayumu Watanabe sowie die japanischen Synchronsprecher zu Wort kommen, um ihre Empfindungen und Gedanken über die Erschaffung dieses Werkes mit uns zu teilen, dies stellenweise auch auf sehr amüsante Art und Weise.

Auch ein mehrseitiges Booklet mit einem Vorwort von Sanma Akashiya liegt der Disc bei. Details zur Story und den Charakteren sowie ein umfangreiches Storyboard für unveröffentlichte Szenen und Produktionsnotizen lassen einen noch mehr hinter die Kulissen schauen.