Buchtipp: Was Sie dachten NIEMALS über JAPAN wissen zu wollen

Buchtipp: Was Sie dachten NIEMLAS über JAPAN wissen zu wollen

Ein unterhaltsamer Kulturenthüller über all die Dinge, die einem sonst niemand verrät

Sushi, Godzilla, strahlende Atomkraftwerke und gebrauchte Damenwäsche aus Automaten – skurrile Gerüchte und bizarre Vorurteile gibt es über das Inselreich am Rande des Pazifiks wahrlich genug. Was allerdings die Wenigsten wissen: Die japanische Realität ist von all dem gar nicht weit entfernt.

Wussten Sie zum Beispiel, dass man in Japan rund ein Drittel eines Geschenkes in irgendeiner Form wieder zurückgeben soll? Oder dass es nichts Ahnungsloseres gibt als einen Taxifahrer in Tokyo? Dass Japaner ihre eigenen Orts- und Personennamen oftmals nicht lesen können? Und dass es kein elektrisches Gerät gibt, dem die Japaner mehr vertrauen als dem Fax?

In 55 unterhaltsamen, aber auch nachdenklichen Kapiteln klärt Sie Matthias Reich auf über das wahre Japan, wo man auch nur mit Wasser kocht – und einem Schuss Sojasoße, versteht sich.

Das handliche Taschenbuch umfasst 256 Seiten und ist in 55 kurze Kapitel eingeteilt, die jeweils nicht länger als 5 Seiten sind, und einen interessanten und zum Teil recht skurrilen Einblick in das ferne, asiatische Land geben.

Der erste Blick ins Buch

Das Inhaltsverzeichnis ist ein paar Seiten lang und überrascht mit provokanten Überschriften wie Im japanischen Nahverkehr ist Körperkontakt angesagt, Nach Toleranz sucht man in Japan vergeblich, Japaner haben echt keinen Sinn für Naturschauspiele oder Japanische Lebensmittel sind oft purer Giftmüll. Man fragt sich direkt, um was es in den Kapiteln geht und wird neugierig.

Andere Überschriften wie Japaner führen einen irrwitzigen Kampf gegen die englische Sprache, Japaner vertragen keinen Alkohol, trinken aber trotzdem, was das Zeug hält oder Alle Japaner sind vernarrt in knubbelige, manchmal echt hässliche Figuren bringen den Leser zum Schmunzeln, weil diese Aspekte jeder schon irgendwo mal gehört oder erlebt hat und man sich denken kann, was da kommen wird.

In einem kurzen Vorwort geht der Autor darauf ein, dass es eigentlich schon genug witzige und informative Bücher über Japan gibt, die von Kurz- und Langzeitbesuchern und Akademikern geschrieben wurden. Nur um zu erklären, dass in diesem Buch mal über den Tellerrand geschaut wird – und das nicht zu wenig. 25 Jahre Japanerfahrung, davon 15 ununterbrochen in Japan selbst, geben einen Blick in oftmals unbekannte Aspekte der japanischen Kultur, basierend auf eigenen Beobachtungen und unzähligen Gesprächen mit den Bewohnern selbst.

Buchtipp: Was Sie dachten NIEMLAS über JAPAN wissen zu wollen

55 erleuchtende Einblicke in ein ganz anderes Land

Die Themenvielfalt reicht vom Berufsleben und seine strengen Regeln über die japanische Esskultur bis hin zu Festen und Traditionen und ermöglicht dem Leser Einblicke in viele alltägliche Themen.

Jeder der 55 Fakten ist gleich angenehm strukturiert aufgebaut und beginnt mit einer kurzen Einleitung. Der anschließende Text geht dann weiter auf diese Thesen ein. Nach ein paar Abschnitten folgt meist ein erster rot unterlegter Kasten, der dem Leser sofort ins Auge springt. Hier wirft der Autor zum Beispiel ein „Aber…“ ein, damit die Aussagen wieder etwas abgeschwächt werden und die Japaner nicht in allzu trübem Licht dastehen.

Andere rote Kästchen mit „Gut zu wissen“ ergänzen weitere wichtige Informationen oder decken mit „Harte Fakten“ nochmals Dinge auf, die einen öfter mal staunen, schmunzeln oder sogar den Kopf schütteln lassen. „Praxistipps“ erweitern das Lesevergnügen und bei „Nachgedacht…“ kann man ein paar Gedankengänge des Autors mit verfolgen.

Diese Textblöcke stören dabei nicht beim Lesen, sondern fügen sich hervorragend in das Kapitel ein.

Durch diesen Aufbau ist es sehr kurzweilig zu lesen und es kann problemlos zwischen den Kapiteln gesprungen und das Buch auch zwischendurch weggelegt werden, ohne dass man den Faden verliert.

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Strenger, aber liebevoller Blick auf Japan

Die Kapitel werden mit einem Augenzwinkern erzählt und genauso sollte man sie auch lesen. Der Autor hält sich nicht zurück, es wird nichts beschönigt. Dennoch mangelt es nicht an Witz und Charme. Mitunter ist man als Leser geschockt, wie es hinter der Fassade aussieht und fragt sich dabei, warum man solch ein schräges Land überhaupt bereisen sollte.

Aber der Autor glättet auch die Wogen wieder. In einem Extrakapitel im Mittelteil nennt er 55 liebeswerte Aspekte, weshalb man trotz allem Japan lieben muss und immer wieder hinreisen sollte: sprachliche Eigenheiten, die Esskultur, viele liebgewonnene Traditionen oder auch die religiöse Aufgeschlossenheit, um nur ein paar zu nennen.

Fazit

Zusammenfassend ist dieses Buch nicht unbedingt als erste Lektüre, aber jedem zu empfehlen, der sich über ein Land informieren möchte, das oft idealisiert und durch eine rosarote Brille betrachtet wird, jedoch seine ganz eigenen Herausforderungen und Eigenheiten zeigt. Das Buch gibt eine realistischere Sicht auf Japan, rückt einige Einschätzungen gerade und deckt hierzulande oft unbekannte Wahrheiten auf.

Dass Japan viele kuriose und mitunter durchaus extrem schräge Seiten hat, kann wohl niemand bestreiten, der schon einmal dort gewesen ist – aber wie sagt man schließlich so schön: andere Länder, andere Sitten – und Mängel.

 

Über den Autor

Buchtipp: Was Sie dachten NIEMALS über JAPAN wissen zu wollenMatthias Reich hat ursprünglich Geografie studiert, arbeitet und lebt jedoch seit nun mehr als 10 Jahren als Geschäftsführer einer rein japanischen IT-Firma in Japan. Seit über 15 Jahren schreibt er an einer ausführlichen Webseite über seine Wahlheimat sowie für japanbezogene Magazine. Sein erstes Buch (Japan – ein modernes Lesebuch) erschien im Jahr 2012. Er schreibt und spricht fließend Japanisch und lebt mit seiner japanischen Frau nebst Kindern in Kawasaki.

Den Japan-Blog von Matthias Reich ist hier zu finden.

Das Buch erschien im September 2022 beim CONBOOK Verlag. Es umfasst 256 Seiten und liegt bei 9,95 Euro. Es kann u.a. über Amazon bestellt werden.

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