Ein japanischer Kernreaktor mit verbessertem Tsunami-Schutzwall sollte nach Angaben seines Betreibers am Dienstag in einer Region in der Nähe des havarierten Kraftwerks Fukushima wieder anlaufen.
Japan hat nach der Katastrophe von Fukushima 2011 alle 54 Reaktoren abgeschaltet, seitdem aber 12 der 33 noch betriebsfähigen Blöcke wieder in Betrieb genommen – allerdings keinen in den östlichen und nördlichen Regionen.
Reaktor Nummer zwei im Kraftwerk Onagawa in der nordöstlichen Region Miyagi, die an die Präfektur Fukushima angrenzt, sollte nach Angaben der Tohoku Electric Power Company am Dienstag der 13. werden.
Japan setzt wieder auf die Kernenergie, um die Emissionen zu senken, die teuren Importe fossiler Brennstoffe zu reduzieren und den Energiebedarf von Rechenzentren für künstliche Intelligenz (KI) zu decken.
„Die Kernenergie ist neben den erneuerbaren Energien eine wichtige dekarbonisierte Energiequelle, und unsere Politik besteht darin, sie so weit wie möglich zu nutzen, vorausgesetzt, die Sicherheit ist gewährleistet“, erklärte der oberste Regierungssprecher Yoshimasa Hayashi am Dienstag gegenüber Reportern.
Das Erdbeben und der Tsunami von 2011, bei denen rund 18.000 Menschen ums Leben kamen, unterbrachen die Stromleitungen und überschwemmten die Notstromaggregate in Fukushima Daiichi, so dass drei Reaktoren durchschmolzen.
Seitdem wurden die Sicherheits- und Regulierungsstandards verschärft, und das Kraftwerk Onagawa, dessen Wiederinbetriebnahme 2020 genehmigt wurde, hat die Höhe seines Tsunami-Schutzwalls auf 29 Meter über dem Meeresspiegel erhöht und ist damit eines der höchsten in Japan.
Mit dem Neustart wird auch zum ersten Mal seit der Kernschmelze in Fukushima wieder ein Siedewasserreaktor (SWR) in Betrieb genommen, das gleiche Modell wie in Fukushima.
„Die Bedeutung der Wiederinbetriebnahme (von Kernreaktoren) wächst aus der Perspektive des Wirtschaftswachstums unseres Landes, das durch dekarbonisierte Energiequellen angetrieben wird“, sagte Hayashi.
Nach dem derzeitigen Plan soll der Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung in Japan bis 2030 von derzeit deutlich unter 10 Prozent auf 20-22 Prozent steigen.
Der Anteil der erneuerbaren Energien soll von etwa 20 Prozent auf 36-38 Prozent erhöht und der Anteil fossiler Brennstoffe von derzeit etwa zwei Dritteln auf 41 Prozent reduziert werden.
Der Think-Tank E3G stuft Japan bei der Dekarbonisierung seiner Energiesysteme als Schlusslicht unter den Industrieländern der Gruppe der Sieben ein – mit einigem Abstand.