Gefängniszelle
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Erste Hinrichtungen seit 2019 in Japan

Mehr als 100 Verurteilte warten auf die Vollstreckung des Urteils

Am Dienstag wurden in Japan 3 Gefangene gehängt, die ersten Hinrichtungen seit 2 Jahren. Die Regierung sagte, es sei notwendig, die Todesstrafe angesichts anhaltender „grausamer Verbrechen“ aufrechtzuerhalten.

Japan ist eines der wenigen Industrieländer das noch an der Todesstrafe festhält, auch die öffentliche Unterstützung ist sehr hoch. Jedoch üben internationale Gruppen regelmäßig Kritik an der Praxis. Japan und die USA sind die einzigen Mitgliedsstaaten der G7, die nach wie vor die Todesstrafe ausführen.

Aktuell befinden sich mehr als 100 Verurteilte in einer Todeszelle, die meisten wegen Massenmords. Die Exekution erfolgt durch Erhängen, gewöhnlich lange nach der Verurteilung.

Eine Sprecherin des Justizministeriums erzählte der AFP, dass einer der Gehängten der 65-jährige Yasutaka Fujishiro war. Fuishiro tötete 2004 seine 80-jährige Tante, zwei Cousinen und vier weitere Personen. Die Tatwaffen waren ein Hammer und ein Messer.

Die anderen beiden waren der 54-jährige Tomoaki Takanezawa, der zwei Angestellte einer Spielhalle tötete, und sein Komplize Mitsunori Onogawa, 44 Jahre.

Die Exekutionen am Dienstag waren die ersten unter dem neuem Premierminister Fumio Kishida, der seit Oktober im Amt ist.

„Ob die Todestrafe beibehalten werden soll oder nicht, ist ein wichtiges Thema, das die Grundlage des japanischen Strafjustizsystems betrifft“, sagte Seiji Kihara, stellvertretender Chefkabinettsekretär. „Angesichts der Tatsache, dass immer wieder grausame Verbrechen geschehen, müssen diejenigen hingerichtet werden, deren Schuld äußert schwerwiegend ist. Daher ist es unangemessen, die Todesstrafe abzuschaffen.“

Tadashi Ara, Präsident der japanischen Vereinigung der Anwaltskammern, sagte in einem Statement, dass seine Organisation „stark gegen“ die Hinrichtungen am Dienstag protestieren.

Ara forderte die Regierung dazu auf „die Todesstrafe abzuschaffen und alle Hinrichtungen auszusetzen, bis diese abgeschafft ist.“

Ein halbes Jahrhundert im Todestrakt

2019 hat Japan 3 Verurteilte hingerichtet. 15 zum Tode verurteilte Insassen wurden 2018 hingerichtet. Darunter befanden sich 13 aus dem Aum-Shinrikyo-Kult, der der 1995 einen tödlichen Sarin-Gasangriff auf die Tokyoter U-Bahn verübte.

Jahrzehntelang war es Praxis der Behörden die Insassen des Todestraktes nur Stunden vor der Hinrichtung darüber zu informieren.

Zwei Gefangene verklagten die Regierung wegen des Systems, das ihrer Meinung nach illegal ist und psychische Belastungen verursacht.

Außerdem fordern die beiden eine Entschädigung in Höhe von 170.082,00 Euro (22 Millionen Yen) für den Stress eines Lebens in Ungewissheit wann die Exekution ausgeführt wird.

Im Dezember 2020 hob Japans oberstes Gericht ein Urteil auf, das die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen einen Mann verhinderte, der als der am längsten im Todestrakt Gefangene der Welt beschrieben wurde, und weckte damit neue Hoffnung für den heute 85-Jährigen.

Iwao Hakamada lebte für mehr als ein halbes Jahrhundert in der Todeszelle. 1968 wurde er für den Raubmord an seinem Boss, desen Frau und deren beiden Kinder im Teenageralter verurteilt.

Allerdings sagt Hakamada und seine Unterstützer, dass er nur gestand, aufgrund einer brutalen polizeilichen Vernehmung, inklusive Schläge. Auch die Beweise sollen in seinem Fall manipuliert gewesen sein.

Wie Amnesty International berichtet, wurden letztes Jahr 483 Menschen in 18 Ländern hingerichtet.

Das entspricht einem Rückgang von rund einem Viertel gegenüber dem Vorjahr und entspricht einem Abwärtstrend seit 2015.

Die Zahl enthält jedoch nicht die „Tausenden“ von Hinrichtungen, von denen man glaubt, dass sie in China, Nordkorea und Vietnam durchgeführt wurden. Von China ist bekannt, dass solche Informationen zurückgehalten werden.

 

kh-kaf/qan

 

Quelle:
2021 AFP

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