2020 wurde die Buchmesse aufgrund der beginnenden Pandemie abgesagt. Zunächst sollte sie 2022 stattfinden, allerdings teilten die Veranstalter mit, dass „Zahlreiche Absagen von Ausstellern“ zu einer erneuten Absage führten. 2023 fand die Buchmesse, nach 3 Jahren, endlich wieder statt, allerdings dieses Mal im April, statt im März.
Laut offiziellen Angaben der Messe wurde mit 130.000 Besuchern gerechnet. Es wurde sich erhofft zumindest einen Bruchteil der Zahlen von 2019 zu erreichen. Am Ende strömten 274.000 Menschen zur Leipziger Buchmesse und Manga-Comic-Con.
Wie jedes Jahr war der Samstag der am stärksten frequentierte Tag. Anhand des Bildes könnt ihr euch einen Eindruck verschaffen, wie voll es alleine in Halle 1 war.
An dieser Stelle viele Grüße an den Halleninspektor, der Samstag dienst in Halle 1 hatte, und uns den wunderbaren Anblick von oben ermöglichte.
Kurzer geschichtlicher Abriss zur Leipziger Buchmesse
Aber bevor wir dir mehr von unseren Eindrücken über die Messe erzählen, bringen wir dir die Geschichte der Messe ein wenig näher.
Die Leipziger Buchmesse ist keine Erfindung der modernen Zeit. Sie wird seit ca. 400 Jahren veranstaltet. 1632 wurden erstmals mehr Bücher vorgestellt als auf der Frankfurter Buchmesse. Diesen Spitzenplatz verteidigte Leipzig bis ins Jahr 1945. Auch während der DDR, war die Messe ein wichtiger Treffpunkt für Buchfreunde und Buchhändler. Ab 1952 waren sogar westliche Verlage zugelassen. Von 1963 – 1998 fand die Messe auf 8.000 Quadratmeter im Messehaus am Markt in der Leipziger Innenstadt statt. Erst 1998 wurde der Veranstaltungsort auf das Neue Messegelände verlegt. Dort breitet sich die Messe auf ca. 110.000 Quadratmeter aus.
Interessante Daten zur Glashalle
Die Glashalle, die übrigens Europas größte Vollglashalle ist, wird von 25.000 Quadratmeter Glas überspannt. Die Höhe der Halle beträgt 30 Meter und fast eine maximale Anzahl von 4.500 Besuchern. Die Bäume, die in der Halle wachsen, sind immergrüne Magnolien.
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Buchmesse und MCC 2023
Dieses Jahr fand die Messe vom 27. April – 30. April 2023 statt, ursprünglich geplant war der 23. – 26. März. Dieses Datum war durchaus etwas heikel gewählt, da zeitgleich die AniMUC in Fürstenfeldbruck in der Nähe von München stattfand. Wie man an den, bereits erwähnten, Besucherzahlen sieht, scheinen viele die Leipziger Buchmesse durchaus den Vorzug gegeben zu haben.
Gastland Österreich
Insgesamt waren über 2.000 Aussteller aus ca. 40 Ländern auf der Messe vertreten. Das diesjährige Gastland war Österreich.
„Wir wurden als Gastland eingeladen und als beste Freunde willkommen geheißen“, sagte Kulturstaatssekretärin Andra Mayer, bezüglich des Auftrittes Österreichs als diesjähriges Gastland.
Literatur aus Österreich sollte eine Bühne bekommen, um sich frei von Vorurteilen und Klischees präsentieren zu können. Der Stand befand sich in Halle 4 und bot über alle Tage hinweg ein buntes Programm.
In den Aufbau des Standes haben die Beteiligten einige Liebe zum Detail gezeigt. Wer genau hinsah, war in der Lage schimmernde Buchstaben an den Wänden entdecken. Das Ziel war simpel und doch effektiv umgesetzt, eine kleine Wanderung in den Bergen bei Schnee.
Stars auf der Leipziger Buchmesse
Für die Signierstunden waren einige große Namen vertreten.
Am 28. April signierte Ben Aaronovitch sein neuestes Buch „Die schlafenden Geister des Lake Superior“. Die Autogrammstunde wurde von der „Phantastikbuchhandlung Hugendubel“ in Halle 3 veranstaltet. Wie uns Fans berichteten, wurden bereits im Vorfeld Zettel verteilt, auf die man sein Namen schrieb. So wurde ein schnellerer Ablauf gewährleistet. Die Warteschlange zog sich vom Eingang der „Phantastikbuchhandlung Hugendubel“ bis zum Eingang der großen Hauptbühne.
Am Samstag und Sonntag kamen die Fans von Sebastian Fitzek auf ihre Kosten. Herr Fitzek signierte unterem seine Werke „Elternabend“ und „Mimik“. Die Autogrammstunde wurde von der Verlagsgruppe Droemer Knaur in Halle 2 veranstaltet. Der Andrang war so groß, dass die ersten bereits 10:30 Uhr die Auskunft erhielten, dass die Warteschlange geschlossen sei. Es wären sonst nicht alle drangekommen. Viele Fans standen stundenlang an, um ein Autogramm zu erhalten. Wie uns berichtet wurde, erstreckte sich die Warteschlange bis hinaus in den Innenhof. Selbst die längere Signierstunde von 10:00 Uhr – 14:00 Uhr schaffte nur wenig Entspannung.
Aber auch Fans der japanischen Popkultur kamen nicht zu kurz.
Vom 28. – 30. April jeweils von 12:00 bis 13:00 Uhr fand eine Singstunde mit Keri Kusabi statt. Veranstaltet wurde diese von TOKYOPOP, die Ticketausgabe war am jeweiligen Morgen. Außerdem gab es für die Fans die Möglichkeit bei „Q&A mit Keri Kusabi“ ihr Fragen zu ihrem Werk „Unser unstillbares Verlangen“ zu stellen. „Q&A mit Keri Kusabi“ fand auf der Großen Bühne in Halle 3 statt. Keri Kusabi war 2020 als Gast angekündigt. Zur Freude der Fans wurde dieser Besuch nun nachgeholt.
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Bei Carlsen Manga in Halle 3 war Olschi zu Gast. Der Mangaka ist bekannt durch sein Werk „Baddog & Goodboy“. An allen Tagen der Messe hatten Fans die Möglichkeit ein Autogramm zu ergattern.
Crunchyroll hat für eine Autogrammstunde die deutschen Stimmen der „Attack on Titan“ – Charaktere zu Gast gehabt. Fans des Anime hatten die Möglichkeit ein Autogramm von Max Felder, der Eren Jäger seine Stimme leiht zu holen. Neben dem Sprecher von Eren waren noch die Sprecher von René Dawn-Claude und Marios Gavrilis, Jean Kirschstein und Rainer Braun anwesend.
Fehler der Vergangenheit
Wie bei jedem Event läuft nicht immer alles perfekt nach Plan. Es treten Fehler oder spontane Änderungen in der Organisation auf. Das ist manchmal ärgerlich, aber völlig normal. Die Leipziger Buchmesse / Manga-Comic-Con hat allerdings aus einigen ihrer Fehler der Vergangenheit gelernt.
So bestand man dieses Jahr nicht darauf, dass sich die Manga-Comic-Convention ausschließlich in Halle 1 aufhält, sondern hat zugunsten breiterer Gänge auch die Hälfte der Halle 3 mit besetzt. Zusätzlich konnte über die Innenhöfe zwischen den Hallen gewechselt werden, sodass die verglasten Hallendurchgänge weniger „verstopft“ waren. Das sorgte für eine bessere Verteilung der Besuchermassen und war besonders für den am stärksten frequentierten Samstag von entscheidender Bedeutung. Eine bessere Belüftung war durch kleine geöffnete Fenster in den Durchgängen bzw. am Samstag dauerhaft geöffneten Innenhoftüren gegeben.
Ein weiterer „logistischer“ Vorteil war die Verteilung der Essensstände auf zwei verschiedene Ecken der Hallen, statt alles nur in einer Ecke zu versammeln. Dementsprechend gab es vermehrte Sitzgelegenheiten und der Besuch fand tatsächlich einen Sitzplatz zum Essen. Ein bisschen schade war, dass die Versorgung zwar gegeben, allerdings, vor allem für die Manga-Comic-Con, wohl mehr asiatisch orientierte Alternativen gewünscht waren. Dazu muss man anmerken, dass der japanische Teegarten dieses Jahr vermisst wurde.
Das Maid-Cafe war wie jedes Jahr wieder gut besucht. Nach Aussage der Besucher war das Café dieses Jahr nur eine bessere Sitzgelegenheit. Viele Gäste erwarteten aufgrund der Namensgebung schlicht etwas anderes. Die einzigen Maids, waren die Damen hinter der Theke, die die Essensbestellungen entgegennahmen und das Geld kassierten. Nachdem man seine Bestellung erhielt, hieß es einen Platz zum Essen suchen. Dienstmädchen, die sich um die Gäste kümmern und das Essen an den Platz bringen, hat man hier vergeblich gesucht. Wie uns die Besucher berichteten, hätten sie sich eine „traditionellere“ Art, wie es bei den Maid-Cafés in Japan üblich ist, gewünscht.
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Ebenso wieder zahlreich vertreten waren dieses Jahr die Cosplayer. Sei es nun gekauft oder selbst gefertigt, für diese Messe oder eine Vorangegangene, die Palette war breit gefächert. Im Gegensatz zu den Vorjahren war dieses Mal keine Serie oder Spiel erkennbar, die klar bevorzugt wurden. Es war eine breite Masse von Klassikern bis hin zu eigenen Kreationen vertreten. Und obwohl der Anblick von Cosplayern zur LBM/MCC ein gewohntes Bild ist, haben doch einige berichtet, dass sie vom Eingang in der Glashalle ohne Angabe von Gründen, weggeschickt wurden. Selbst auf Nachfrage erhielten die Besucher keine klare Begründung, weshalb sie nicht den Haupteingang nutzen dürfen. Sie mussten sich erneut anstellen, um über den Seiteneingang bei der MCC auf das Messegelände zu gelangen.
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Stimmen von der Messe
Im Rahmen unseres Besuchs der LBM/MCC 2023 haben wir sowohl einige Cosplayer als auch Händler um ein kleines Interview gebeten. Die Antworten findest du am Ende unseres Berichts.
Unser Fazit
Die Messe hat nach drei Jahren Pause und einer einmonatigen Verschiebung, einen gelungenen Start hingelegt. Wie bereits erwähnt, war das Datum gewagt gewählt. Wir waren selbst skeptisch, ob nicht die breite Masse eher zur‚ AniMUC fährt. Doch scheinbar waren diese Bedenken unbegründet. Wie in den Vorjahren war der Samstag der besucherreichste Tag. Man hat den Menschen einfach angemerkt, dass sie die Buchmesse vermissten. Da nahmen viele auch lange Schlagen in kauf.
Aus einigen Fehlern hat die Messe bisher gelernt, wie die bessere Belüftung. In anderen Dingen besteht, nachhole Bedarf. Unteranderem ist uns aufgefallen, dass die Regeln für das Bring and Buy erst kurz vor Eröffnung der Messe veröffentlicht wurden. Für Besucher, die es nutzen wollten, war dies allerdings schon zu spät. Hier wäre eine rechtzeitigere Kommunikation besser gewesen.
Auch in Punkto Maid-Café wäre eine Überarbeitung des Konzeptes wünschenswert. Viele Besucher kennen inzwischen solche Cafés, entweder aus eigener Erfahrung oder aus Berichten. Da ist es nicht mehr erstrebenswert ein Café mit diesem Namen zu betreiben, wenn die Gäste hinterher enttäuscht sind. Bleibt nur zu hoffen, dass hier nachgebessert wird.
Der Umzug des Anime-Kinos war eine guter Schachzug. An seinem ursprünglichen Platz mitten in der Halle, hat es zu sehr für Stau gesorgt. Immerhin sind dann viele stehen geblieben, um vom Gang aus ebenfalls den Anime zu verfolgen.
Etwas, dass uns besonders negativ aufgefallen ist: der Umgang mit einigen Cosplayern. Cosplayer gehören seit Jahren zum normalen Erscheinungsbild der Messe. Uns haben Besucher sogar erzählt, dass sie extra anreisen, um sich die liebevoll gefertigten Kostüme anzusehen. Weshalb dann einigen der Zutritt über den Haupteingang verwehrt wird, ist für uns nicht nachvollziehbar. Hier besteht Bedarf für Nachbesserung.
Auch die Anzahl der Sitzplätze für die Große Bühne sollte neu bewertet werden. Wir hörten von vielen Besuchern, dass sie bereits keinen Platz mehr erhielten. Lieber verzichteten sie dann auf das Bühnenprogramm, da ein Stehplatz keine Alternative sei.
Auch was der Anspruch der Messe bezüglich zusammen- und miteinander ins Gespräch kommen angeht, besteht, etwas nachhole Bedarf. An einigen Verlagsständen erhielten wir die Auskunft, dass wir einen Termin bräuchten, oder dass alle Termine für Gespräche bereits vergeben seien. Auch wenn dies nicht den Veranstalter direkt betrifft, kann hier zukünftig vielleicht eine bessere Kommunikation erreicht werden. Dem entgegen hatten die Verlage in Halle 3 meistens kurz Zeit, so konnten wir ein paar neue Kontakte knüpfen oder alte pflegen. Natürlich haben wir auch ein paar Neuheiten entdeckt, die wir euch gerne als Review präsentieren wollen.
Wir freuen uns schon auf die LBM/MCC nächstes Jahr.
Impressionen von der LBM/MCC
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